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Erstellt am 17.05.2024

Kryptowährungen im Alltag

Die Akzeptanz von Kryptowährungen als Zahlungsmittel wächst stetig. Nebst Einkäufen in Geschäften, online und offline, können mancherorts sogar Versicherungsprämien und Steuern mit Bitcoin und Co. bezahlt werden. Auch andere Blockchain-basierte Dienstleistungen gewinnen über den Finanzsektor hinaus an Boden. Wir zeigen auf, was Krypto im Alltag bereits jetzt schon leistet.

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Kryptowährungen haben in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung durchlaufen. Einst ein Nischenprodukt für Technikbegeisterte, wurden sie zum begehrten Anlageobjekt mit teils sagenhafter Kursentwicklung. Etwas verspätet bahnen sie sich nun den Weg in den Mainstream und spielen auch im Alltag eine immer wichtigere Rolle. Von der Bezahlung einer Tasse Kaffee mit Bitcoin über die Begleichung der Steuern mit Ethereum: Die Möglichkeiten sind vielfältig und wachsen stetig.

Schweizweit können Konsument:innen bereits in mehreren Hundert Geschäften mit Kryptowährungen bezahlen – von Naturkosmetik aus der Ostschweiz bis hin zu Luxusuhren in Genf. Selbst der italienische Luxussportwagen-Hersteller Ferrari hat sich dem Trend angeschlossen: Seit Anfang 2024 können Kund:innen in den USA diese Prestigeautos mit Bitcoin erwerben.

Der Einsatz von Kryptowährungen reicht weit über den Einzelhandel hinaus. Versicherte der AXA können ihre Prämien mit Bitcoin begleichen, die Gesundheitskasse Atupri akzeptiert zusätzlich Ethereum. Wo überall mit Kryptos bezahlt werden kann, erfährt man auf Plattformen wie Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster Coinmap und Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster Bitcoinwide.

Zug und Lugano als Vorreiter

Vorangetrieben wurde die Entwicklung von Städten wie Zug, deren Stadtverwaltung bereits seit 2016 Bitcoin für Gebührenzahlungen akzeptiert. 2021 hat der Kanton Zug nachgezogen – natürliche wie auch juristische Personen können ihre Steuerrechnung seither mit Bitcoin oder Ether bezahlen. Die als Crypto Valley bekannte Region macht ihrem Namen alle Ehre.

Auch die Stadt Lugano hat mit «Plan ₿» eine Initiative gestartet, um Krypto salonfähig zu machen. Nebst rund 300 Verkaufsstellen, die Kryptos akzeptieren, können Steuern und kommunale Dienstleistungen mit Bitcoin, Tether und LVGA bezahlt werden. Letzterer ist ein Stablecoin – sein Kurs ist fix an den Schweizer Franken gebunden –, der im Rahmen von «Plan ₿» eigens für Lugano entwickelt wurde.

Parallel zu den Akzeptanzstellen wächst die Zahl der Krypto-Geldautomaten. Der Der Link öffnet sich in einem neuen Fenster Coin ATM Radar listet etwa 130 Automaten, die Kauf und Verkauf von Kryptowährungen gegen Schweizer Franken ermöglichen.

Auch internationale Überweisungen sind möglich, was insbesondere für Migrant:innen interessant ist. Herkömmliche Transfers verlangen oft hohe Gebühren und sind zeitaufwendig, Kryptowährungen wie Bitcoin bieten eine effiziente und günstige Alternative. Zudem besteht die Garantie, dass die Überweisung praktisch sofort ankommt. Ein weiterer Vorteil ist die Unabhängigkeit von Bankkonten, da lediglich ein digitales Wallet nötig ist. Angesichts der Tatsache, dass ein Fünftel der Menschheit immer noch «unbanked» ist und somit über kein Bankkonto verfügt, ist dieser Aspekt nicht zu unterschätzen. Solche Krypto-Überweisungen sind auch rechtlich zulässig, da die Anbieter denselben Geldwäschereivorschriften wie traditionelle Finanzdienstleister unterliegen.

Integration in die Zahlungssysteme

Ein wichtiger Schritt für die Akzeptanz von Kryptowährungen im Alltag ist die Integration durch Zahlungsdienstleister. Ein Beispiel ist Worldline, ein führender Anbieter im Bereich Zahlungsverkehr, der in der Schweiz rund 55'000 Kartenlesegeräte betreibt. Dank der Krypto-Integration können Unternehmen, die Worldline nutzen, Zahlungen in Bitcoin, Ethereum, Bitcoin Lightning und drei Stablecoins entgegennehmen.

Der Prozess ist denkbar einfach – der Dienst kann bei Worldline freigeschaltet werden. Kursrisiken müssen die Händler dafür nicht eingehen: Die Krypto-Zahlungen werden automatisch in Schweizer Franken konvertiert und zum aktuellen Kurs gutgeschrieben. Die sofortige Umwandlung schützt Händler vor der Volatilität des Kryptomarkts und ermöglicht eine reibungslose Integration in die bestehenden Finanzsysteme.

Auch bei der E-Commerce-Lösung von PostFinance ist das Bezahlen mit Kryptowährungen möglich, im stationären Handel wie online. Akzeptiert werden Bitcoin und Ethereum sowie die beiden Stablecoins USDC und USDT. Die Krypto-Payment-Lösung dahinter stammt ebenfalls von Worldline.

Dass bei der Alltagsadaption von Kryptowährungen weiterhin Luft nach oben besteht, zeigt die fehlende Integration bei den Big Playern wie Apple Pay und Google Pay – oder dem in der Schweiz sehr beliebten TWINT. Keine der Lösungen bietet Krypto-Zahlungen an, Konsument:innen müssen sich mit einer separaten App behelfen. Für eine weitere Integration in den Alltag wäre es zukunftsweisend, dass Zahlungsdienstleister und Banken Krypto-Zahlungen in ihre eigene App integrieren.

Anders sieht es beim normalen Handel mit Kryptowährungen aus, wo einige Banken mittlerweile diesen Trend aufgegriffen haben und ihr Geschäftsmodell erweitert haben. Während Anleger:innen früher auf ausländische Plattformen angewiesen waren und Ausfallrisiken tragen mussten, ermöglichen verschiedene Schweizer Institute ihrer Kundschaft sichere Krypto-Investitionen. Auch Kund:innen der PostFinance können über das E-Banking und die PostFinance App direkt in diverse Kryptowährungen investieren. Nebst sicherer Verwahrung profitieren sie von der hohen Nutzerfreundlichkeit, einem einfachen Ablauf und hoher Transparenz.

Vor- und Nachteile von Kryptowährungen im Alltag

Vorteile

  • Sicherheit und Privatsphäre: Kryptowährungen nutzen fortschrittliche Kryptografie, was die Transaktionen sicherer macht als traditionelle Online-Zahlungsmethoden. Da Nutzer:innen keine persönlichen Daten preisgeben müssen, sinkt zudem das Risiko von Datenlecks und Identitätsdiebstahl.
  • Globale Transaktionen: Krypto-Zahlungen ermöglichen es, weltweit Einkäufe zu tätigen und Geld zu überweisen. Zusätzlich sind solche Transaktionen rund um die Uhr möglich, was Flexibilität und Zugänglichkeit fördert.
  • Dezentralisierung: Da Kryptowährungen nicht von einer zentralen Behörde wie Zentralbank oder Regierung kontrolliert werden, sind Geldtransaktionen möglich, ohne sich auf Dritte verlassen zu müssen. Dies kann insbesondere in Regionen mit instabilen Finanzsystemen und/oder unsicheren politischen Verhältnissen von grossem Vorteil sein.
  • Tiefe Transaktionsgebühren: Insbesondere bei internationalen Transaktionen sind die Gebühren von Krypto-Zahlungen oft tiefer als bei traditionellen Banken und Online-Zahlungsdiensten. Doch gerade bei den Transaktionskosten gilt es, insbesondere vor grossen Transaktionen die Marktlage zu prüfen (siehe Nachteile). 

Nachteile

  • Kursschwankungen: Kryptos sind immer noch eine volatile Anlageklasse, das heisst, der Kurs schwankt stark. Wenn man zum Beispiel einen grösseren Betrag mit Bitcoin bezahlt und der Kurs kurz darauf stark steigt, «verliert» man den Gewinn dieser Kurssteigerung.
  • Technische Barrieren: Die Nutzung von Kryptowährungen erfordert ein gewisses technisches Verständnis. Für Ungeübte kann der Umgang mit Wallets, Keys – die Navigation im Krypto-Raum generell – eine Hürde darstellen.
  • Begrenzte Akzeptanz: Trotz wachsender Beliebtheit ist die Verbreitung angesichts der Hunderttausenden von Geschäften, die Zahlungen entgegennehmen, immer noch gering. Den Alltag nur mit Kryptowährungen zu gestalten, ist in der Schweiz nicht möglich.
  • Risiko des Totalverlusts: Bei Verlust des privaten Schlüssels oder einem Hackerangriff auf die genutzte Krypto-Plattform kann es zum unwiederbringlichen Verlust sämtlicher Krypto-Werte kommen.
  • Transaktionskosten: Die flexible Gebührenstruktur der Bitcoin- und Ethereum-Netzwerke kann je nach Marktsituation zum Nachteil werden – bei hoher Nachfrage können die Gebühren beträchtlich steigen. Insbesondere bei grösseren Beträgen lohnt es sich, die Gebührensituation im Auge zu behalten.

Blockchain-basierte Dienstleistungen im Alltag

Auch in anderen Bereichen wird die Blockchain-Technologie, auf der Bitcoin und andere Kryptowährungen basieren, vermehrt genutzt. Vor allem dort, wo Sicherheit und Vertrauenswürdigkeit gefragt sind. Hier stellt die Blockchain eine manipulations- und fälschungssichere Umgebung zur Verfügung, die die Basis für diverse Anwendungen bildet.

Ein Beispiel sind Bildungszertifikate, deren Verifizierung bisher ein umständlicher Prozess war, der kaum ohne Griff zum Telefon auskam. Eleganter und einfacher geht es mit der Blockchain bzw. der Anwendung, die Institutionen wie die SAQ Swiss Association for Quality oder das Center for Innovative Finance der Universität Basel nutzen. Sie ermöglicht es, Bildungszertifikate über einen Link oder QR-Code zu überprüfen. Eine effiziente und sichere Lösung, die das Leben von HR-Mitarbeiter:innen künftig deutlich erleichtern dürfte.

Auch im Immobiliensektor ist Sicherheit gefragt – etwa dann, wenn Vermieter:innen von Wohnungsbewerber:innen einen Betreibungsauszug fordern. Ob der Auszug echt oder gefälscht ist, lässt sich bisher nur im Kontakt mit dem zuständigen Betreibungsamt eruieren. Anders bei CreditTrust, einer digitalen Alternative, die auf der Blockchain basiert. CreditTrust bietet ein fälschungssicheres Bonitätszertifikat, das Bewerber:innen online bestellen und ihrer Bewerbung beilegen können. 

Das Verfahren ist sicher, effizient – und schnell. Das Erstellen des Bonitätszertifikats dauert einige wenige Minuten, das Prüfen seitens des Vermieters geht noch schneller. Auch bei einem Kreditantrag oder einer Jobbewerbung kann das Zertifikat von CreditTrust genutzt werden – mehrfach, versteht sich. 

Finanzierung und Mitsprache

Ein weiteres Feld, in dem Kryptos an Bedeutung gewinnen, ist die Finanzierung von Unternehmen, die nicht an der Börse gelistet sind. Gemäss Schätzungen trifft dies auf 99 Prozent aller Aktiengesellschaften weltweit zu. Die Gründe sind unter anderem hohe regulatorische Hürden und kleine Unternehmensgrössen – doch auch sie streben danach, ihr Wachstum über Eigenkapital zu finanzieren, statt sich allein auf Fremdkapital zu verlassen.

Die herkömmliche Kapitalbeschaffung ist ein langwieriger Prozess, der von der Investorensuche bis zum Handelsregistereintrag mehrere Monate in Anspruch nehmen kann. Zumindest in der Schweiz geht es seit einer Gesetzesänderung im Jahr 2021 einfacher und schneller: Aktien können als Blockchain-basierte Token, sogenannte Registerwertrechte, ausgegeben werden. Sie sind herkömmlichen Aktien gleichgesetzt und erlauben es Investor:innen, von der Wertentwicklung des Unternehmens zu profitieren. Dies eröffnet gerade im Bereich Crowd Investing spannende Möglichkeiten. Unternehmen können ihre loyalen Kund:innen direkt ansprechen und zu Miteigentümer:innen machen. So erhalten sie frische Finanzmittel, während die Bindung zur Kundschaft weiter gestärkt wird.

Auch rund um den Sport kommt die Blockchain-Technologie vermehrt zum Einsatz. Etwa bei sogenannten Fan Token, die eine neue Ära der Interaktion zwischen Clubs und ihren Anhänger:innen einläuten. Dabei handelt es sich um Token, die Fans kaufen können, um exklusive Rechte wie die Teilnahme an Umfragen zu erhalten. Entschieden wird über die unterschiedlichsten Dinge – vom Trikotdesign bis zum favorisierten Gegner des nächsten Freundschaftsspiels. Interessant ist, dass viele Fans vermutlich gar nicht wissen, dass sie mit der Nutzung dieser Token Teil des Blockchain-Ökosystems werden. Müssen sie auch nicht, schliesslich laufen die notwendigen Prozesse komplett im Hintergrund ab.

Nach FC Barcelona, Paris Saint-Germain und Manchester City haben mit dem EHC Kloten und Fussballserienmeister YB auch die ersten Schweizer Sportclubs einen eigenen Token lanciert. 

Fazit

Während Investition in Kryptowährungen dank einfachem Zugang über Apps mittlerweile gut verbreitet sind, steht die Nutzung als Zahlungsmittel noch am Anfang. Zwar werden Kryptos an immer mehr Orten akzeptiert, aber von einer breiten Akzeptanz kann angesichts der Grösse des Gesamtmarkts noch nicht gesprochen werden.

Damit Kryptos im Zahlungswesen eine ähnliche Entwicklung wie im Bereich Investitionen machen können, muss das Netz der Akzeptanzstellen weiterwachsen. Ebenso wichtig ist, dass Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit weiter erhöht werden, während das Risiko von Missbrauch minimiert wird.

Auch im Dienstleistungsbereich dürfte die Zahl der Anwendungen in der Breite und Tiefe wachsen. So gut wie jeder Vorgang, bei dem es um den Austausch von fälschungs- und manipulationssicheren Informationen geht, ist ein potenzieller Anwendungsfall für die Blockchain.

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